Jakob Arjouni: „Idioten. Fünf Märchen”
Seit meiner Magisterarbeit (”Jakob Arjouni. Eine Monographie”, Marburg, 2000) habe ich mich kontinuierlich weiter mit dem Werk Arjounis beschäftigt. Hier eine Zusammenstellung meiner Rezensionen.
„Ich bin eine echte Fee, und Sie haben wirklich einen Wunsch frei. Folgende Bereiche sind allerdings ausgeschlossen: Unsterblichkeit, Gesundheit, Geld, Liebe.” Fünfmal sagt die Fee ihr Sprüchlein auf in Jakob Arjounis wunderbaren Geschichten (Diogenes, 2003), und fünfmal gehen die Wünsche der Protagonisten in Erfüllung. Auf die Fee ist Verlass, unsere Wünsche sind das Problem. Da ist etwa die unerträgliche Alt-68er-Mutter, die sich wünscht, „daß mein Sohn endlich erkennt, was ich für ihn bin.” Die Fee seufzt erleichtert. „Und ihr Wunsch ist erfüllt.” Was bedeutet: Der erfolgreiche Sohn, für den seine impertinente Mutter ohnehin schon gestorben ist, wird nun wirklich alles dafür tun, daß sie nie wieder aufersteht. Unsere Wünsche sind das Problem, auch die an den Autor Arjouni. Es gibt ja keinen anderen etablierten deutschsprachigen Erzähler, dessen Bücher man so uneingeschränkt empfehlen kann, der einen so garantiert, entspannt und intelligent unterhält. Arjouni-Lesen, das ist wie Bierbestellen in einer abgeschmackten Bar, deren bunte Cocktail-Karte einen langweilt, deren smartes Publikum und Personal einen anwidern. Mit einem Bier macht man nichts falsch. Es schmeckt immer nach Bier.
Erschienen in KulturNews 2003
0 Comments
Noch keine Kommentare.
RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag.
Leider ist die Kommentarfunktion zur Zeit deaktiviert.